Ehemalige Synagoge Pforzheim

Kulturamt Pforzheim –Untere Denkmalschutzbehörde-
 
Türbeschläge der Synagoge zu Pforzheim

 
Der Bestand
 
3 Stück           Tür-Winkelbänder, ornamentiert, beidseitig mit je drei Deckmuttern
2 Stück           Tür-Längsbänder, ornamentiert, beidseitig mit je drei Deckmuttern
3 Stück           Türbänder, ehemals verdeckt
3 Stück           Griffschilder mit Schlüsselloch aus Messing, ornamentiert
3 Stück           Türgriffe
32 Stück        Lose Einzelteile: Deckmuttern, Achsen und Scheiben
2 Stück           Bleche mit Ösen für Bodenriegel
 
Diese Beschlagteile lassen sich mindestens drei Türblättern zuordnen, davon ein linkes und zwei rechte. Die Beschläge zeigen einfache Ornamente im Renaissancestil und stammen aus industrieller Produktion. Sie passen stilistisch zur Bauzeit der Synagoge (1893). In etwas spätere Zeit einzuordnen sind aufgrund stilistischer Kriterien die Türgriffe mit ihren Jugendstilornamenten, die um 1900 hinzugefügt bzw. erneuert wurden.
Die Türwinkelbänder weisen einen braunen Anstrich auf. Die Deckmuttern mit Rosettenornament tragen einen ockergelben Anstrich. Die Messingbeschläge sind von Anstrichen gereinigt und neu poliert.
 

Zur Herkunft der Teile
 
Am 16. März 2003 wurde den anwesenden Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde anlässlich eines Benefiz-Konzerts des Vereins „ProSynagoge“ eine Sammlung von Türbeschlägen öffentlich überreicht. Es handelt sich um die Schenkung einer Familie aus Kämpfelbach-Ersingen.
 
Die überlieferten Türbeschläge stammen von den drei südseitigen, jeweils zweiflügligen Eingangstüren, die auf einer 1896 aufgenommenen Fotografie zu erkennen sind. Es handelt sich nur um einen Teil des ursprünglichen Bestandes. Über den Verbleib der hölzernen Türflügel ist nichts bekannt; sie müssen wohl als verloren gelten.
 
Die Pforzheimer Synagoge stand auf dem Grundstück des heutigen Volksbankhauses (Zerrenner¬straße 28). Sie wurde 1893 in einer Kombination aus „maurischen“ und neoromanischen Stilformen erbaut. Der Architekt war Ludwig Levy aus Karlsruhe, nach dessen Plänen damals u. a. auch die Synagogen in Straßburg (Elsass) und Kaiserslautern entstanden. Die örtliche Bauleitung hatte Otto Klein aus Pforzheim. Die Baupläne zur Synagoge haben sich nicht erhalten.
 
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht“, wurde die Synagoge von willigen Helfern des Nazi-Regimes aus Pforzheim geschändet. Der Abbruch des Gotteshauses erfolgte 1939. Ein Gegner des Nazi-Regimes aus Ersingen transportierte per LKW mehrere der Türflügel ab, um sie zu verstecken. Die hölzernen Türflügel zerfielen jedoch wegen ungeeigneter Lagerung, und nur ein Teil der Beschläge überlebte.
 
Die Türbeschläge der Synagoge sind Fragmente der Pforzheimer Geschichte von hohem Erinnerungswert. Als einzige materielle Erinnerung an das Gotteshaus zeugen sie vom Schicksal der Israelitischen Gemeinde Pforzheims während der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung.
 
Als Leihgabe der Israelitischen Kultusgemeinde werden die Türbeschläge vorerst im Stadtmuseum Pforzheim ausgestellt.
 
 
Literatur:
Hannelore Künzl: Synagogen in Baden. In: Juden in Baden 1809-1984 (Karlsruhe 1984)

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